KONKRETE KUNST - PecherArchitektur+Design

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KUNST - ART
KONKRETE KUNST
EINFÜHRUNG IN EINE KUNST
Allgemeines:

Es wird viel über Kunst gestritten. Es werden Künstler bewundert oder von vornherein deren Werke abgelehnt. Vor allem von jenen werden Arbeiten nicht verstanden oder gar abgelehnt, die sich weder mit Kunst beschäftigten oder die keinerlei künstlerische Ausbildung genossen hatten, oder von Personen, die sich allem was über ihren gedanklichen oder gefühlten Horizont hinausreicht, entziehen. Doch sollte ihnen bewußt sein, dass sie im Alltag überall gerade mit "Konkreter Kunst" umgeben sind. Alle Piktogramme (wie Hinweisschilder, Verkehszeichen, ...), Firmenzeichen (wie die der Deutschen Bank, der Sparkassen, ...) und bildhafte Symbole (Mercedesstern, Audiringe, Schriftzüge, Wappen, ...) zählen zur Konkreten Kunst ebenso wie das "Kreuzzeichen" der christlichen Religionen, der "Halbmond" für die Mosleme und der "Davidstern" für den jüdischen Glauben.
Sie sind allesamt einprägsam und werden von allen verstanden. Ebenso ist es mit Farben und Farbkombinationen. Denke man nur an die Symbolträchtigkeit der Länderfahnen oder Vereinsfarben, an Farben von politischen Parteien, sowie an die farbpsychologischen Wirkungen. Denkt man an die Farbe Blau, so denkt man an Himmel, Weite, Transzendenz. Denkt man an Rot, so fällt einem Blut, Liebe, Macht und Stärke ein. Ebensolches passiert mit Gelb, Grün und wenn man weiter denkt, auch mit Orange, Violett, Schwarz und Weiss.
Was ich damit andeuten möchte ist, dass wir ständig mit "Konkreter Kunst" umbeben sind und dass wir auch alle dessen Bedeutung kennen oder zumindest spüren. Meines Erachtens liegt die Aufgabe der Künstler auch darin, konkrete Elemente im Zusammenhang mit der vorhandenen Umgebung zu steigern und auch zu übersteigern und sie damit erkennbar und erfühlbar zu machen.

Historische Hinweise zur "Konkreten Kunst"

Auch wenn es seit langer Zeit Symbole und Farbdeutungen gibt, denke man nur an die erwähnten religiösen Symbole oder an die bewusst eingesetzten Farben auf den romanischen und gotischen Tafelbildern oder an die Malerei vergangener Jahrhunderte, so gibt es ein markantes Datum, das ich als Geburtsstunde der Konkreten Kunst sehe.

Es ist der "Blutsonntag" von St. Petersburg am 9.01.1905.

Es war der bis dahin größte Arbeiteraufstand im Russischen Reich. Obwohl damals über 1000 Menschen ihr Leben ließen wurde klar, dass die Herrschaft unter Zar Nikolaus II. abgewirtschaftet hat und das die Feudalherrschaft über die Bevölkerung am Ende war.
Zum ersten Mal verbündeten sich Künstler und Literaten mit der leidenden Bevölkerung. Unter ihnen waren auch der Maler und Grafiker Wassily Kandinski, der als "Vater" der Abstrakten Malerei gilt und der Maler Kasimir Malewitsch, der als "Begründer der Konkreten Kunst" gilt.  

1913

 
 
Durch seine theoretischen Arbeiten und Überlegungen zählte Malewitsch bald zur "russischen Avantgarde" und wurde zunehmend dessen Anführer. Seine Bilder "Sieg über die Sonne" von 1913 (heute im Staatlichen Museum für Theater und Musik in St. Petersburg) und "schwarzes Quadrat auf weißem Grund" von 1915 (heute im Tretjakow-Museum in St. Petersburg) waren die ersten Ikonen der Konkreten Kunst.

1915


Die Künstler sahen ihre Arbeiten in einem neuen Weltbild, in einem "neuen malerischen Realismus"

Andere Künstler waren unter anderen Olga Rozanova, Michail Matjuschin, Alexander Rothschenko, Wladimir Koslinski, Ilja Tschaschnik, Michail Larionow, David Burljuk, Lasar Lissitzky, Wladimir Tatlin, ...

1919



Eine weitere Ikone der "Konkreten Kunst" ist das Modell für das "Denkmal der 3. Internationale" von 1919 des Künstlers Wladimir Tatlin.
(Es steht heute im Nationalmuseum der Moderne im Centre Georges-Pompidou in Paris.)

Viele Künstler der "Russischen Avantgarde" mussten unter der Verfolgung Stalins das Land verlassen und emigrieren.

Zur gleichen Zeit wie in Russland fanden sich Anhänger der neuen Ideen und des neu entstandenen Weltbildes in Holland, Deutschland und Ungarn mit ähnlichen ästhetischen Problemen.

Überall schlossen sich Künstler zu Gruppen zusammen.

1917 in Holland

In Holland hatte vor allem die Künstlergruppe "de Stijl" großen Einfluss. Ihr Antrieb kam aus den gesellschaftspolitischen Konzepten, die sich aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg entwickelten.
Wortführer waren unter anderem die Maler Theo van Doesburg und Piet Mondrian.
Sie verwendeten Theorien verschiedener Philosophen wie Platon und Hegel und verbanden sie zu ihren grundlegenden Prinzipien des Dualismus, zwischen Objektiven und Subjektiven, Asymmetrie und Symmetrie, Farbe und Nichtfarbe, ...



"Rhythmus eines russischen Tanzes" von Theo van Doesburg 1918



"Composite XXII" von Theo van Doesburg 1922

Auch im Design von Gegenständen und Möbeln und in der Architektur fielen die neuen Beziehungen auf fruchtbaren Boden.



Haus Schröder in Utrecht von Gerrit Rietveld



und der "rot-blaue Stuhl, ebenfalls von Gerrit Rietveld 1917

1918
Auch in Deutschland fanden die Gedanken einer neuen Weltordnung starken Anklang und sie manifestierten sich vor allem in der neugegründeten Schule für Gestaltung im "Bauhaus". Dort konzentrierten sich jene freidenkenden Künstler und Architekten, die einer ganzen Epoche Form gaben, die bis heute wirkt.

Es begann eine Zeit, in der sich die Einstellung zur Architektur, Malerei, Tanz, Bildhauerei, im Möbeldesign, Musik, Grafik und in allen anderen Lebensweisen veränderte. Der Gründer des Staatlichen Bauhauses Walter Gropius fasste seine gesellschaftlich-ästhetischen Überlegungen zusammen und propagierte eine "Kultur des Handwerks".



"Fagus Werk" von Walter Gropius von 1911



"Staatliches Bauhaus Dessau" von Walter Gropius 1926

Am Staatlichen Bauhaus wirkten unter anderem Johannes Itten, Wassily Kandinsky, Paul Klee, Oskar Schlemmer, Lionel Feininger, Josef Albers, Laslo Moholy-Nagi und andere, die einen konstruktiven Einfluss bewirkten und das Konkrete in der Kunst auf einen neuen Weg brachten.


Ballettszene von Oskar Schlemmer



Bild von Moholy-Nagy 1921

Das Bauhaus und vor allem Johannes Itten, der als einer der ersten das Psychologische und das Physiologische in seinen Arbeiten mit einbezog, hatten große Wirkung auf deren Schüler wie Richard Paul Lohse, Camille Gräser und Max Bill, den "Züricher Konkreten".

Nach 1945



Composition von Max Bill



"Ulmer Hocker" von Max Bill



Composition von Richard Paul Lohse

In den 60er Jahren kamen neue Ausdrucksweisen zu Geltung. Max Bill holte Max Bense an die Hochschule für Gestaltung nach Ulm.
Er überträgt wissenschaftliche Logik der Naturwissenschaften und der Mathematik auf eine Ästhetik, die er in einem Zusammenhang in seiner theoretischen Arbeit "Die Bedeutung der Dichte von Informationen der Struktur der Zeichen und Texte" hebt.

Beeinflusst von den theoretischen Arbeiten Max Benses ging Günther Uecker neue Wege.



"Nagelbild" von Günther Uecker

Parallel zu Josef Albers hatte der Ungar Victor Vasarely an optischen Strukturen gearbeitet, die in sich unstabil sind und den betrachter ästhetisch beansprucht.



Composition von Victor Vasarely

Amerikanische Künstler wie Donald Judd gehen andere Wege. Sie beschäftigen sich mit "Minimal Art" ohne Aussagekraft über den Seins-Charakter des Kunstwerks. Sie reflektieren den amerikanischen Kontext auf die Europäer, was auf eine Revision der Konkreten Kunst verweist.



Skulptur von Donald Judd

Einen Künstler möchte ich noch besonders erwähnen, da er nicht nur einer der bedeutensten Künstler nach dem zweiten Weltkrieg war, worauf seine teilnahme an der Dokumenta 4 und seine Lehrtätigkeit an der Akademie der bildenden Künste verweist, sondern er war auch einer meiner Professoren war, den ich selbst sehr viel zu verdanken habe.
Er übertrug konstruktive Elemente in eine farbintensive rhythmische Bildwelt. Indem er vorrangig proportionierte mehrfarbige Diagonalstreifen in strengen Rhythmen ordnete schaffte er damit eine dynamische Formensprache.



Composition von Günther Fruhtrunk


Natürlich entwickelt sich gerade heutzutage die Konkrete Kunst.

Einen Beitrag dazu möchte ich ebenso leisten, wie viele andere Künstler. Mein Ansatz kommt aus dem Umfeld meiner Arbeitswelt als Architekt, Innenarchitekt, Designer und Maler. Dabei betrachte ich vor allem den Raum, für den ich Bilder entwickle, nicht als Dekoration im Raum, sondern als raumbildendes Element. Somit habe ich keine Bilder auf Vorrat oder auf "Halde", sondern konstruiere sie um die Personen herum. Ich bekomme den Auftrag für einen bestimmten Ort und von einem bestimmten Auftraggeber, ähnlich wie sie es die Maler der früheren Jahrhunderte erhielten. Das gleiche gilt für meine Häuser, Möblierungen, Serienmöbel u.s.w.

Ein Zitat meines Professors Günther Fruhtrunk möchte ich hier nochmals wiedergeben.
er sagte:
"Ich bin stets auf der Suche nach einer Ästhetik, aber nicht nach einer die man irgendwo kaufen kann, sondern nach einer die von Innen kommt"



Skulptur von Klaus Pecher
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